Gardasee
Verona war die Endstation vieler kultureller Höhepunkte, nicht aber Endstation unserer Tour. Die norditalienischen Seen stehen als nächstes auf der Routenplanung. Bezüglich der Alpenseen sind meine Erfahrungen bis zu diesem Zeitpunkt jungfräulich. Früher wäre es mir im Traum nicht eingefallen, zu einer anderen Jahreszeit als im Winter in die Alpen zu fahren. Wandern? Bergsteigen? Badeurlaub am See? Alles nix für mich – dachte ich! Ich habe immer das Meer vorgezogen und konnte mir gar nicht vorstellen, welche einmalige Schönheit ein Gewässer, das von hohen Bergen umgeben ist, offenbaren kann. Bis ich es dann selbst erlebt habe.
Von Verona aus ist es nur ein Katzensprung zum Gardasee. Hier bekommen wir zum ersten Mal richtig zu spüren, dass wir uns mitten in den Sommerferien befinden. Unzählige Fahrzeuge kriechen im Schritttempo die Küstenstraße von Norden nach Süden und umgekehrt entlang. Selbst mit dem Bike kommen wir kaum voran und sind froh, den Abzweig Richtung Monte Baldo, der uns durch die Berglandschaft führen wird, nehmen zu können. Das ist definitiv auch die bessere Wahl, obwohl wir uns zunächst erst einmal wieder vom See entfernen. Langsam bekomme ich ein Gespür dafür, wie viel Spaß es macht, sich durch die Kurven und Serpentinen zu schlängeln und dabei die grandiose Alpenkulisse zu betrachten.
Bernhard kennt sich hier bestens aus. Etliche Male war er hier schon mit Fahrrad oder Moped unterwegs und weiß deshalb auch, wo sich einer der begehrtesten Aussichtspunkte auf dem Bergrücken des Monte Baldo befindet. Die Aussicht vom Parkplatz und der Terrasse des Ausflugslokals Bocca di Navene auf 1.720 Metern Höhe ist einfach grandios und ich kann mich gar nicht satt sehen am tiefen Azurblau des Lago di Garda und dem überwältigenden Bergpanorama.
Etliche Fotos werden geschossen und ich möchte hier bleiben und immerzu auf dieses Bild starren, das so unecht erscheint. Noch weiß ich ja nicht, dass mich weitere landschaftliche Highlights erwarten. Die Kulisse, in die wir hineinfahren, als wir von Mori kommend unsere Fahrt Richtung Torbole im Norden des Lago fortsetzen, verschlägt mir erneut die Sprache. Es fühlt sich an, als würden wir in eine gemalte Landschaft eintauchen. Alles scheint so perfekt: Zypressen, terracottafarbenen Häuserdächer, satte grüne Vegetation, der See auf dem die noch weit entfernten Segelboote auf der Stelle zu stehen scheinen, umgeben von den schroffen Felsen der 2000er, die direkt am Ufer in die Höhe schießen und dazu ein wunderbarer Sommerhimmel an dem ein paar Wölkchen für Auflockerung sorgen.