Natürlich vermag auch eine originelle Postkarte nicht annähernd zu vermitteln, wie vielfältig diese Metropole ist. Und selbstverständlich kann man bei einem zweitägigen Wochenendbesuch wirklich nur einen Hauch des Berlin-Feelings erhaschen, das einen schnell überkommt, sobald man in der City ist. Dennoch haben wir bei unserem Blitzbesuch in der Hauptstadt allein am Samstag ein beachtliches Sightseeing-Programm absolviert und viele Eindrücke aufsaugen können. Das verdanken wir in erster Linie meinem Vorschlag, für die Erkundung der vielen Attraktionen Fahrräder auszuleihen. Bei sommerlichen Temperaturen und nicht ganz wolkenlosem Himmel ist das Wetter nahezu perfekt zum Radfahren. Das Hotel Leonardo Royal – in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz gelegen – ist ein idealer Ausgangspunkt für unsere Stadtrundfahrt. Wenn man aus Wuppertal kommt, dann ist man, was die Versorgung mit Radwegen angeht, nicht gerade verwöhnt. Hier in Berlin scheinen sie selbstverständlich zu sein, denn Räder gehören zum Straßenbild und werden als alternatives Verkehrsmittel nicht nur von Touristen genutzt. Dennoch gibt es einige Tücken. In den Schienen des gut ausgebauten Straßenbahnnetzes verfangen sich die Reifen schneller als man gucken kann, eine junge Frau stürzt kopfüber vor meinen Augen in der Sophienstraße zu Boden! Glücklicherweise scheint sie sich nicht verletzt zu haben.
Kontrastprogramm findet man hier an jeder Ecke. Während die Hackeschen Höfe perfekt saniert wurden, stellen die Hinterhöfe der Blindenwerkstatt Otto Weidt einen Kulturschock der anderen Art dar. Die Fassaden wirken heruntergekommen, sind aber dank der kunstvollen Malereien, Graffitis und Skulpturen absolut sehenswert.
Die wunderschön restaurierten Hackeschen Höfe hingegen wurden zwar schon zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz gestellt, aber erst nach der Wende aufwendig erneuert. Neben einem Programmkino und einem Varietétheater beherbergen sie außerdem kleine Ladengeschäfte, Büros sowie Privatwohnungen und natürlich Gastronomie. Noch während wir einen Cappuccino schlürfen, bevölkern immer mehr Touristen die Gassen und Innenhöfe und wir sehen zu, dass wir wegkommen. Doch egal, welchen Ort wir heute ansteuern, überall wimmelt es nur so an Gleichgesinnten aus aller Welt. Interessant, dass man dies als störend und unangenehm empfindet, obwohl man selbst nur Gast ist. Dennoch mache ich mir Gedanken darüber, wie es die Berliner empfinden mögen, dass ihre Heimat bzw. ihr Wohnort in den letzten Jahren so dermaßen von Besuchern überlaufen wird und die Touristenzahl immer mehr steigt. Gerade Berlin-Mitte scheint unglaublich an Popularität gewonnen zu haben. Ich selbst war ja während meiner Fliegerzeit recht häufig in Berlin. Mal war unser Crewhotel direkt am Ku’damm, mal am Alexanderplatz. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Menschenaufläufe wahrgenommen zu haben. Mit unseren Fahrrädern können wir uns recht gut hindurch schlängeln, queren die Spree über die sanierte Friedrichsbrücke und radeln „Unter den Linden“ auf das Brandenburger Tor zu.
Weiter geht es ins Regierungsviertel. Gerne hätte ich die Reichstagskuppel besichtigt, aber so kurzfristig war online kein Termin mehr zu kriegen. Vielleicht ganz gut so, es ist einfach zu voll hier. Vor dem Bundestag erwischen wir einen kurzen Moment, wo außer uns niemand davor steht und können so ein paar gute Bilder schießen.